In dicht besiedelten Regionen und Städten ist der Anteil an Mietwohnungen hoch. Dennoch sollen auch...
Messkonzepte für Photovoltaik: Grundlagen und Praxis
Ob Einfamilienhaus, Gewerbedach oder ein Mieterstrom-Projekt in einem Mehrfamilienhaus: Die Wahl des richtigen Messkonzepts ist entscheidend für eine reibungslose Abrechnung und das Monitoring des erzeugten Solarstroms. Gerade wenn mehrere Parteien beteiligt sind – etwa Mieter, Vermieter oder eine Eigentümergemeinschaft – sorgen klare Messstrukturen für Transparenz und verhindern Abrechnungsfehler. In diesem Artikel erklären wir, welche Messkonzepte für Photovoltaik-Anlagen existieren, wie sie funktionieren und worauf Sie insbesondere bei Mieterstrom-Projekten achten sollten.
Mieterstrom Grundmodell: Mieterstromlieferung des Anlagenbetreibers, Quelle: Bundesnetzagentur
1. Warum sind Messkonzepte so wichtig?
- Eindeutige Zuteilung von Strommengen: Gerade bei geteilten Anlagen (z. B. Mieterstrom) muss klar erkennbar sein, welche Strommengen zu welchem Nutzer gehören.
- Rechtliche Vorgaben: Netzbetreiber, Gesetze und Verordnungen (z. B. das EEG) schreiben oft vor, wie der produzierte und verbrauchte Strom zu messen ist.
- Abrechnung & Vergütung: Ob Einspeisevergütung, Eigenverbrauch oder Verkauf an Mieter – ohne ein passendes Messkonzept kann keine korrekte Abrechnung erfolgen.
2. Grundlagen der Messkonzepte
Ein Messkonzept legt fest, wie viele Zähler benötigt werden und wie Stromflüsse (Erzeugung, Verbrauch, Einspeisung) erfasst werden. Die wichtigsten Komponenten sind:
- Erzeugungszähler: Erfasst, wie viel Solarstrom Ihre PV-Anlage produziert.
- Einspeisezähler: Zeigt, wie viel Strom tatsächlich ins öffentliche Netz eingespeist wird.
- Bezugszähler: Misst, wie viel Strom Sie (bzw. die Mieter) aus dem öffentlichen Netz beziehen.
In kleinen Einfamilienhaus-Anlagen kann es genügen, Erzeugungs- und Zweirichtungszähler zu kombinieren. Bei Mieterstrom-Konzepten benötigt man oft mehrere Einzelzähler – beispielsweise pro Wohnung.
3. Messkonzept 8 und andere Standardlösungen
In Deutschland sind verschiedene standardisierte Messkonzepte definiert. Ein häufig genanntes Beispiel ist das Messkonzept 8, das oft bei PV-Anlagen mit zusätzlicher Wärmepumpe oder Speicher zum Einsatz kommt.
- Messkonzept 8:
- Häufige Anwendung bei Anlagen, die neben Stromerzeugung (PV) und Netzeinspeisung auch einen gesteuerten Verbrauch (z. B. Wärmepumpe, Heizungspumpe) berücksichtigen müssen.
- Ziel ist es, den Eigenverbrauch zu optimieren und gleichzeitig exakt zu erfassen, welcher Teil ins öffentliche Netz fließt.
- Andere Messkonzepte (z. B. 6, 7, 9 etc.) können bei Speicherlösungen, BHKW oder Kombinationen mit E-Mobilität relevant sein.
Fazit: Je komplexer Ihre Anlage (z. B. Mieterstrom + Wärmepumpe + Speicher), desto ausgefeilter sollte das Messkonzept sein.
4. Messkonzepte im Mieterstrom: Worauf achten?
- Zähler pro Partei: Damit jeder Mieter exakt seinen Verbrauch abgerechnet bekommt, braucht jede Partei einen eigenen Zähler (oder Smart Meter). Zusätzlich ist ein Erzeugungszähler für die PV-Anlage selbst nötig.
- Zusätzliche Zähler für Allgemeinstrom: In Mehrfamilienhäusern gibt es häufig Allgemeinstrom-Bereiche (Treppenhaus, Keller, Aufzug). Auch diese Strommenge muss genau abgegrenzt und abgerechnet werden.
- Abrechnungssystem: Mieterstrom bedeutet, dass Sie den Strom direkt an die Mieter verkaufen. Entsprechend brauchen Sie ein Abrechnungssystem (z. B. Software, Dienstleister), das monatlich oder jährlich Verbrauchswerte erfasst und Rechnungen stellt.
- Überschusseinspeisung: Nicht genutzter Solarstrom fließt ins öffentliche Netz. Damit sichergestellt ist, dass dieser Teil vergütet wird (z. B. nach EEG), ist i.d.R. ein Einspeisezähler oder ein Zweirichtungszähler erforderlich.
5. Umsetzung und Praxis-Tipps
- Planung mit dem Netzbetreiber: Bevor Sie Zähler installieren, müssen Sie das Messkonzept mit dem zuständigen Netzbetreiber abstimmen. Dieser prüft, ob alles den Anforderungen entspricht.
- Intelligente Messsysteme (Smart Meter): Bei größeren Anlagen oder Mieterstrom-Projekten empfiehlt sich oft der Einsatz von Smart Metern. Diese erfassen die Verbrauchs- und Erzeugungsdaten in Echtzeit, was die Abrechnung vereinfacht.
- Wärmepumpe oder E-Ladepunkte: Planen Sie auch eine Wärmepumpe oder Ladestationen für E-Autos? Dann sollten Sie schon bei der Konzeption die entsprechenden Messpunkte berücksichtigen – so sparen Sie später Umbauten.
- Kosten & Wartung: Mehr Zähler bedeuten in der Regel höhere Kosten für Anschaffung, Einbau und Messstellenbetrieb. Kalkulieren Sie diese Aspekte frühzeitig in Ihr Projekt ein.
Fazit
Ein passendes Messkonzept ist die Grundlage für eine transparente und rechtssichere Abrechnung Ihrer Photovoltaik-Anlage. Das gilt umso mehr für Mieterstrom-Projekte, bei denen mehrere Nutzer am erzeugten Solarstrom partizipieren. Von der Auswahl des richtigen Standardmesskonzepts (z. B. 8 bei Wärmepumpe) bis hin zur praktischen Abrechnung – eine sorgfältige Planung spart langfristig Zeit, Geld und Nerven.
Kommen Sie auf uns zu
Sie planen eine PV-Anlage mit komplexem Messkonzept oder möchten ein Mieterstrom-Modell in Ihrem Mehrfamilienhaus realisieren? Kontaktieren Sie uns gerne – wir helfen Ihnen bei der Auswahl des passenden Messkonzepts, bei der Abstimmung mit dem Netzbetreiber und beim Aufbau einer transparenten Abrechnungslösung.